Die Geschichte und die Entwicklung des Musikzentrum Stiftung Altewischer
(Aquarell: Cathrin Birwe)
Warum ist das Musikzentrum Stiftung Altewischer so wichtig?
Können Sie sich Feste, sei es kirchliche oder weltliche, ohne Musik vorstellen? Die Volks- und Vereinsfeste der Schützen, der Sportler oder der Feuerwehr ohne Blasmusik? Prozessionen zu Fronleichnam oder Allerheiligen ohne Blasmusik?
Die Avenwedder Bürger sind in der überaus glücklichen Lage, hier im eigenen Ort gleich auf zwei überdurchschnittliche Klangkörper bauen zu können: Das Jugendmusikkorps Avenwedde – Stadt Gütersloh – e. V. und den Musikverein Avenwedde e. V. von 1911. Man darf allerdings nicht den Fehler begehen, nur einfach zu denken, „die Musik“ sei einfach so da. Denn den Musikverein gibt es doch schon seit 1911 und schließlich waren sie seither immer zur Stelle…
Für eine vernünftige und regelmäßige Probenarbeit, noch viel mehr aber für eine erfolgreiche und engagierte Nachwuchsförderung braucht es eine Heimstätte für Proben, Ausbildung und natürlich auch für Geselligkeit. Die Gegenrechnung ist eigentlich ganz simpel:
Kein Musikzentrum -> keine Ausbildung -> kein Jugendmusikkorps -> über kurz oder lang auch kein Musikverein mehr -> und dann muss die Musik von anderswo kommen, wenn überhaupt…
Darum ist das Musikzentrum Stiftung Altewischer so wichtig.
Die ehemalige Brennerei Altewischer
Der Name Altewischer hat in Avenwedde eine lange Tradition. Schon im letzten Jahrhundert entstand auf der ehemaligen gleichnamigen Hofstelle die Brennerei Altewischer. Hier wurde jahrelang erfolgreich der ortsbekannte Pollhänserschnaps gebrannt. Das Brennereigelände bestand früher im wesentlichen aus drei Bereichen, dem Brennereigebäude an sich (heute teilweise noch existent als Eigentumswohnungen der „Residenz Altewischer“), dem ersten Avenwedder Spritzenhäuschen (heute Geräteschuppen der Wohnanlage) und dem Bauernhaus, einem sogenannten westfälischen Vierständerhaus, dem heutigen Musikzentrum.
Die Entstehung des Musikzentrum Altewischer
Für das Jugendmusikkorps Avenwedde und den Musikverein Avenwedde war bis in die Mitte der siebziger Jahre kein regelmäßiger Probenbetrieb möglich. Ein eigenes Domizil war nicht vorhanden. So nutzte man u.a. den Saal der Gaststätte Bettenworth, musste aber bei anderen dort stattfindenden Veranstaltungen immer wieder Proben ausfallen lassen. Die Ausbildung des Nachwuchses fand zuhause bei Mitgliedern der Vereine statt, zum Teil sogar in örtlichen Handwerker-Werkstätten. Hier hatte Albert Füchtenkord die rettende Idee: Das leerstehende Bauernhaus Altewischer sollte zum Probenraum umgebaut werden. Mit den Besitzern, der Familie Burbach, wurde man sich schnell einig, so dass mit dem Umbau des „Musikzentrums“ Anfang 1976 begonnen werden konnte. Der gesamte Umbau wurde in Eigenleistung erbracht, wobei auch von außerhalb Avenweddes Hilfe kam. (Besonderer Dank gebührt an dieser Stelle auch nach so vielen Jahren den Männern und Frauen vom Schützenbund Lechterke-Grothe.) In einer kleinen Feierstunde wurde das Musikzentrum am 26. Februar 1977 seiner Bestimmung übergeben. Fortan diente es nun den Vereinen als Heimstätte und Probenlokal. Schon im Sommer 1977 fand das erste große Gemeinschaftskonzert beider Orchester unter den mächtigen Eichen am Musikzentrum Altewischer statt.
Förderverein Jugendmusikkorps Avenwedde
Das Musikzentrum wurde ursprünglich bis zum Jahre 1999 von der Familie Burbach an das JMA und den Musikverein verpachtet. 1992 wurde dann das ehemalige Brennereigebäude des Anwesens verkauft und in Eigentumswohnungen umgebaut. Um den Bestand des Musikzentrum Altewischer zu sichern, entschlossen sich Bürger und Lokalpolitiker im gleichen Jahr, den Förderverein Jugendmusikkorps Avenwedde e. V. zu gründen, mit dem Ziel, den Rest des Anwesens zu erwerben. Dieses einzigartige Ziel wurde am 16.01.1995 erreicht.
Durch vielfältige Aktionen wurde die Grundlage für den Erwerb des Musikzentrums gelegt. So organisierte Fridolin Hagenlüke eine Mitgliederwerbung für den neu gegründeten Förderverein. Eine Großspende eines heimischen Avenwedder Unternehmers im Werte von 100.000 DM legte den finanziellen Grundstein. Auch die Stadt Gütersloh setzte sich für den Erwerb des Geländes ein und gewährte ein großzügiges Darlehen. Ein Großteil der Mittel wurde bis heute natürlich durch die beiden Vereine Jugendmusikkorps und Musikverein selbst aufgebracht.
Die Aufgabe des Fördervereins besteht heute darin, weiterhin Mittel zur Finanzierung des Musikzentrums und für dessen Erhalt und den des dazugehörigen Geländes zu beschaffen.
Die Stiftung Altewischer
Unter der Stiftung Altewischer ist heute zweierlei zu verstehen. Räumlich gesehen bezeichnet der Begriff Stiftung Altewischer das gesamte Gelände mit Restauration, Musikzentrum und Aktionsfläche. Organisatorisch ist die Stiftung Altewischer die Verwaltungseinheit des bezeichneten Areals. Der Musikverein Avenwedde und das Jugendmusikkorps Avenwedde sind heute Mieter des Musikzentrums. Der gastronomische Bereich ist an das italienische Restaurant „Le Stelle“ verpachtet. Aber auch andere Avenwedder Vereine können das Musikzentrum und das Gelände nutzen. So steht dort alle zwei Jahre der Avenwedder Maibaum (von der Stiftung selbst veranstaltet zusammen mit 32 Avenwedder Vereinen), auf dem Gelände findet auch jeden Freitag ein Wochenmarkt statt. Auch Männergesangverein, Katholische Arbeitnehmer-Bewegung, Spielmannszug Blau-Weiß und die Ortsvereine der Parteien gehörten schon zu den gelegentlichen Nutzern.
Erhalt eines Kulturgutes
Mit der Gründung des Förderverein Jugendmusikkorps Avenwedde und der Stiftung Altewischer wurde ein Kulturgut für alle Avenwedder gerettet und ein perfektes Probendomizil für die beiden Orchester geschaffen. Um dieses große Anwesen zu erhalten, sind viele Aufgaben zu bewältigen. Der größte Teil liegt im handwerklichen Bereich. Ständig sind Ausbesserungen an ausgedienten Bauteilen des Hauses und Veränderungen durchzuführen. Dieses wäre ohne die Schaffenskraft der vielen freiwilligen Helfer nicht zu bewältigen. Hier sind vor allem die Vorstände, die aktiven Musiker sowie alle Mitglieder beider Orchester-Vereine zu nennen. Auch befreundete Vereine und einige Avenwedder Bürger beteiligen sich ständig an den Aktionen. Die größten Aktionen im Jahre 2003 waren der Umbau und die Renovierung der Gaststätte Le Stelle, das Anlegen des dazugehörigen Biergartens sowie die Pflasterung des Aktionsplatzes. Aber auch der finanzielle und steuerliche Bereich verlangt den Vorstandsmitgliedern viel Arbeit ab.
Zum Schluß sei allen Beteiligten ein großer Dank ausgesprochen. In der heutigen schnelllebigen Zeit ist es nicht mehr selbstverständlich, sich in Vereinen einzusetzen und ein Ehrenamt auszuführen. Ein Ehrenamt bedeutet, die einem anvertrauten Aufgaben ehrenvoll zu meistern, jedoch ohne finanziellen Ausgleich. So werden wir alle weiterhin daran arbeiten, das UNSER Kulturgut, die Stiftung Altewischer, auch in Zukunft Bestand des kulturellen Lebens in Avenwedde bleibt und die doch so wichtige Jugendarbeit fortgesetzt werden kann.